Mit dem Rollstuhl nach Paris
Reisebericht Paris (2015)
Reisevorbereitung:
Mit der Planung der Reise sollte man langfristig im Voraus beginnen, da in Hotels und im Zug nur eine sehr begrenzte Anzahl an Behindertenplätzen zur Verfügung stehen!
Wir begannen bereits ein halbes Jahr im Voraus.
Reisebüro
Als Reisebüro wählten wir das DER Reisebüro Göbel in Schweinfurt mit dem wir vor meiner Behinderung bereits sehr gute Erfahrungen gesammelt hatten.
Wir wurden wie gewohnt sehr freundlich beraten, trotzdem das wir seit ewigen Zeiten die ersten Kunden mit Rollstuhl waren, klappte die Planung in Zusammenarbeit mit dem Reiseveranstalter TUI hervorragend. Alles Nötige wurde mit dem Hotel abgeklärt. Für das gebuchte Privileg Zimmer wurde der geringere Standartpreis berechnet.
Auf die Buchung der Bahnfahrt verzichteten wir bewusst, da zum Einen die Buchung für ein Europa-Spezial der Bahn frühestens 90 Tage vor Reiseantritt möglich ist und zum Anderen hierfür die Erfahrung in Sachen Behinderung bei dem gewählten Reisebüro fehlte.
Bahn
Der erste Anruf beim Mobilitätsservice der Deutschen Bahn wurden wir zu unserem Leidwesen komplett falsch informiert. Da hieß es z. B. das die Begleitperson in Frankreich den vollen Preis bezahlen müsste und es keinen Spartarif für Auslandsreisen gebe. Auch auf meinen Einwand, dass dies lt. Internetauskunft der Bahn möglich sei, wurde dies erneut verneint.
Als Folge überlegten wir die Reise per Flugzeug anzutreten.
Ein erneuter Anruf am nächsten Tag brachte dann den gewünschten Erfolg. Wir erhielten den Europa Spezial Tarif und meine Frau konnte nun problemlos als Begleitperson unentgeltlich mitreisen.
Es wurden die Formalitäten für die Mobilitätshilfe (Ein,- Um,- Ausstiegshilfen) festgelegt, die Reise gebucht und per Kreditkarte bezahlt. Für den gewünschten Rückreisetermin ab Paris waren die beiden zur Verfügung stehenden Rollstuhlplätze im TGV bereits vergeben, so dass wir einen Zug eher fahren mussten. Von Würzburg nach Frankfurt erhielten wir im ICE die Plätze in der 2. Klasse und von Frankfurt nach Paris in der 1. Klasse zum Preis der 2. Klasse.
Die Anreise
Vor uns stand eine Reisezeit von insgesamt 6 Stunden. 1 Stunde in der 2. Klasse mit dem ICE von Würzburg nach Frankfurt, 1 Stunde Aufenthalt und dann 4 Stunden in der 1. Klasse im Hochgeschwindigkeitszug TGV von Frankfurt nach Paris.
Nach der Anmeldung am Info-Point der DB im Würzburger Hauptbahnhof wurden wir durch den Versorgungstunnel zum Bahngleis begleitet und per Hebebühne wurde ich in den Zug gehoben. Unsere Sitze befanden sich direkt am Anfang des Wagons. Ein Bewegung mit Rollstuhl war aus Platzgründen nur bis zur Toilette möglich. Diese allerdings war behindertengerecht und sehr geräumig. Vom Bordservice wurden wir mit frischem Kaffee versorgt. Kostenloses WLAN stand zur Verfügung.
Als wir nach ca. 1 Stunde in Frankfurt ankamen, wurden wir bereits von zwei sehr freundlichen Mitarbeitern empfangen und aus dem Zugabteil abgeholt. Nach einer kleinen Frühstückspause am Frankfurter Hauptbahnhof standen unsere beiden Begleiter bereits am wartenden TGV bereit um uns per Rampe und Hub Boden in den französischen Schnellzug zu befördern.
Die Bordtoilette ist nicht so geräumig wie die des deutschen ICE’s aber dennoch benutzbar und WLAN war hier nicht vorhanden.
In den nun folgenden sehr bequemen 4 Stunden Fahrtzeit bekamen wir als international reisende Passagiere der 1. Klasse ein kostenloses Lunchpaket mit Kaffee, Marmelade, Croissant , Kaffee, O-Saft usw. Auf französischem Boden fuhren wir dann mit Spitzengeschwindigkeiten von 320 km/h gen Paris.
In Paris angekommen wurden wir auch hier von einem Mitarbeiter der französischen Staatsbahn SNCF am Wagon empfangen.
Fazit: Die Reise war absolut entspannend und der Mobilitätservice hat durchgängig über Landesgrenzen hinweg perfekt funktioniert.
Das Hotel
Wir entschieden uns für das
Hotel Les Jardins d‘Eiffel
8 Rue Amelie
75007 Paris
http://www.hoteljardinseiffel.com
es liegt sehr zentral im 7. Arrondissement.
Bis zum Eiffelturm sind es nur ca. 1000 m, zum Ufer der Seine
ca. 500 m und zum Invalidendom ebenfalls nur ca. 600 m
Es stehen 2 Behindertengerechte Zimmer (Privileg)zur Verfügung.
Ausreichende Bewegungsfreiheit für Rollstuhl sind im Zimmer und Bad vorhanden, die Dusche ist ebenerdig, der Rolli passt neben das Klo, die Duschtüre lässt sich über Eck öffnen und weg klappen.
Ein ausreichender Aufzug steht zur Verfügung, Der Hotelzugang und alle Räumlichkeiten sind barrierefrei erreichbar.
Die beiden Privileg-Zimmer sind sehr ruhig und das Personal sind sehr freundlich und hilfsbereit.
Zimmerpreis pro Nacht lt. Aushang (Stand 2015) für
1 Personen 300 €
2 Personen 330 €
Reichhaltiges Frühstück Büfett p. P. 15 €
Bei Buchung über Reiseveranstalter sind erhebliche Nachlässe möglich!
Paris die Stadt der Inklusion
Wenn auch oft berichtet wird, dass Paris dank der hohen Bordsteinkanten und dem Kopfsteinpflaster ein schwieriges Terrain sei, kann ich dies nicht bestätigen. Im Gegenteil von der Leichtigkeit des Umgangs mit uns Gehandicapten und dem Selbstverständnis der Franzosen können wir Deutschen noch sehr viel lernen.
Nahverkehr
In Paris gibt es eine Reihe von Rollstuhltaxis, die wir allerdings nicht benötigten. Wer kein Taxi benutzen will hat auch die Möglichkeit einen der ca. 1400 barrierefreien Linienbusse zu benutzen, die sich durch ihre komfortablen Rampen auszeichnen welche an allen Gehwegen eingesetzt werden können.
Die Nutzung der Pariser Metro ist bis auf die Linie 14 so gut wie nicht möglich, da hierfür die benötigten Aufzüge fehlen.
Batobus ein Schiffslinie auf der Seine ist ebenfalls trotz anders lautender Aussagen nicht barrierefrei. Rampen die den Wasserstand des Flusses ausgleichen könnten sind nicht an Bord und zudem sind die meisten Haltepunkte nur über Treppen erreichbar. Allerdings ist das Bordpersonal ausgesprochen hilfreich beim ein- und aussteigen. Mir wurde sogar mein 35 kg schwerer Rollstuhl am Haltepunkt.
Hotel de Ville die Treppe hoch getragen. Wer unbedingt eine Fahrt auf der Seine miterleben will, sollte am Eiffelturm zusteigen, da hier die Gegebenheiten am günstigsten sind.
Gehwege
Was absolut positiv auffällt und sich von deutschen Städten unterscheidet, sind zum einen die Bordsteinabsenkung welche sich praktisch an jeder Straßeneinmündung und Kreuzung befinden und die dort angebrachten Leitmarkierungen für Blinde. Ebenfalls Positiv sind die Übergänge auf Kopfsteinpflaster. Dieses Pflaster ist an sich ziemlich flach und die Zwischenräume sind meist mit Asphalt gefüllt, wodurch diese erschütterungsarm sind. Auch sind die häufig anzutreffenden Gehwegplatten kein großes Hindernis für Rollstühle. Leider gibt es Paris wie in jeder anderen Stadt auch Gegenden die für uns Gehandikapte kaum befahrbar sind, aber dazu weiter unten mehr.
Ebenfalls sollte man bei Grundstückseinfahrten möglichst an der Hauswand entlang rollen um ein abrutschen auf die Straßen zu vermeiden.
Sehenswürdigkeiten
Als Schwerbehinderter hat man in Paris so manchen angenehmen Vorteil. In allen Museen und sonstigen städtischen Einrichtungen ist der Eintritt Sie und ihre Begleitung nicht nur frei sonder dort gibt es auch keine Wartezeiten. Scheuen sie sich nicht an den üblichen langen Warteschlangen vorbei zu rollen. Üblicherweise ist es von Vorteil wenn sie sich zu den Ausgängen begeben, dort werden sie dann vom Personal sehr freundlich weitergeleitet.
Private Betreiber wie z.B. am Eiffelturm geben meist einen ermäßigten Eintritt ebenfalls ohne Wartezeiten.
Toiletten
Die aus vergangenen Zeiten stammenden und für Frankreich typischen Stehtoiletten habe ich kein einziges mal mehr gefunden, heute sitzt man auch im Land der Gallier.
Leider konnte ich die für uns typischen Klappgriffe auf Behindertentoiletten nirgends wo finden, was gerade für Menschen ohne Restmobilität große Probleme bereitet.
Seit dem Jahr 2009 werden in Paris verstärkt öffentliche Toilette installiert, die für alle Nutzbar sind. Allerdings ist es mir schwer gefallen diese zu finden. Toiletten in Cafés und Restaurants sind wenn die Lokale überhaupt barrierefreien Zugang haben, meist sehr eng und oder befinden sich im Keller oder 1. Stock. Da bleibt dann leider nur noch zusammen zwicken. Dagegen finden sich in allen öffentlichen Gebäuden ausreichend geeignete Örtlichkeiten. Oftmals sind die Örtchen für Gehende und Behinderte in einem. Auch hier habe ich mich nicht gescheut an den Schlangen vorbei zu rollen.
Ladengeschäfte
Was als erstes auffällt, bei etlichen Geschäften mit einer Stufe im Eingangsbereich wurden ausziehbare Rampen in die Stufen eingebaut auch sieht man oft das Rollstuhlsymbol mit einer Klingel, hier werden extra Rampen aufgelegt. In Bekleidungsgeschäften findet man zudem extra große Umkleidekabinen für Rollifahrer.
Preise
Paris war 2014 weltweit, nach Singapur die zweit teuerste Metropole.
Besonders merken dies Touristen an den Preisen in Hotels, in Restaurants und Lebensmittelgeschäften.
Eine Pizza bekamen wir nicht unter 12,– € für Essen zu zweit bezahlten wir je nach Lage und Ausführung zwischen 35,– und 85,– €uro.
Ausflugsziele
Weltkulturerbe Seine
Ab Pont d Iéna (Eiffelturm) bis Pont de Sully (Notre Dame) ist das Ufer Weltkulturerbe und daher befinden sich hier noch die original Pflastersteine aus vergangenen Zeiten.
Alternativ ist die Benutzung der höher gelegen Straßen zu empfehlen, von denen man ebenfalls einen herrlichen Ausblick auf die Umgebung genießen kann, zudem befinden sich hier beidseits des Flusses ab Pont Alexandre III bis Notre-Dame die weltberühmten Klappläden, die größte Freiluft-Buchhandlung der Welt. Auch findet man hier sehr viele Künstler, die ihre eigenen Gemälden anbieten.
Vorbei am Assemblee Nationale der französischen Nationalversammlung über das Musee National zur Point Royal und vorbei am Luvre bis zur durch ihre Liebesschlösser berühmte Pont de Arts. Nach der ältesten noch erhaltenen Brücke von Paris der
Pont Nuef erreicht man Notre-Dame.
Künstlerviertel Saint German
Ein kleiner Abstecher lohnt sich ab Pont des Arts vorbei am
Institute de France in die Rue du Seine. Hier im Pariser Künstlerviertel finden sich zahlreiche kleine Galerien und Straßencafés, deren Besuch sich lohnt.
Sacré-Cœur de Montmartre
Der Montmartre ist ebenfalls durch sein Pflaster schwieriges Terrain. Ein Zugang zum weltberühmten Sacré-Cœur ist für Rollifahrer unmöglich.
Der Fußweg hinab zum Moulin Rouge wird auf Grund des Gefälles für uns Rollstuhlpiloten lebensgefährlich.
Wer das Treiben auf dem Montmartre erleben möchte sollte ein Taxi benutzen, da der Montmartre-Bus nicht mit einer Rampe ausgestattet ist.
Notre-Dame
Ein Besuch hier ist schon fast ein muss. Auch hier sollte man an den Schlangen vorbei fahren und sich links halten um am Ausgang zum dortigen Personal zu gelangen.
Diese lassen sie bereitwillig an der Kasse vorbei eintreten. Um das gesamte Kirchenschiff zu besichtigen müssen wir uns an der linken Kirchenseite nach vorne bis zu den Treppen bewegen. Dort befindet sich auf der rechten Seite ein Rollstuhlsymbol mit Klingel. Nach kurzer Zeit werden wir von einem Kirchenmitarbeiter begrüßt, der dann den Stufenlift bedient, so dass es auch uns Eingeschränkten möglich ist den Rest zu besuchen.
Saint Madeleine
Nach Notre-Dame die bedeutendste Kirche in Paris. Monumental erhebt sie sich über die Dächer von Paris. Auf den ersten Blick vom Place de Concorde kommend fallen die imposanten Säulen, die wie ein ägyptischer Tempel wirken mit der ausladenden Treppe auf. Um ins Innere zu gelangen befindet sich linker Hand ein separater Behindertenaufzug.
Ein Besuch lohnt nicht nur für Christen, durch ihren mit Engelsskulpturen und Wandgemälden üppig ausgestatteten Innenraum und nicht zuletzt durch die einzigartige Akustik. Rund um Madeleine befinden sich weiter Luxusgeschäfte. Von hier sind es nur über den Boulevard de la Madeleine 650 m bis zur Pariser Oper und von dort nach weiteren 300 m gelangt man über die Rue Halévy zur weltberühmten
Galeries Lafayette Haussmann
Louvre
Auch im wohl bedeutendsten Museum der Welt, im Louvre gilt Eintritt frei und keine Wartezeit für Schwerbehinderte.
Sämtliche Ebenen und Ausstellungen sind über speziell reservierte Lifte und Aufzüge erreichbar. Für die Besichtigung der Mona Lisa gilt, rechts an der Menschenmenge vorbei bis ganz nach vorne, dort wird vom freundlichen Personal die Absperrung geöffnet und man sitzt dann in der ersten Reihe.
Weg zur Avenue des Champs-Élysées

Für uns Rollifahrer eine leicht zu bewältigende und zugleich interessante Strecke ist der Weg ab der Pont de l’Alma in der Nähe des Eiffelturms auf die Avenue Georg V hoch bis zur
Rue de Marbeuf. Hier vorbei an zahlreichen Straßenrestaurants und Cafes bis zur Avenue des Champs-Élysées.
Folgt man dagegen der Avenue Georg V weiter kommt man vorbei an einigen Luxushotels wie dem Four Seasons und dem
Prince de Galles oder dem berühmten Nachtclup Crazy Horse und gelangt ebenfalls zum Champs-Élysées.
Hier sind die meisten Geschäfte und Restaurants barrierefrei und es lässt sich der Flair des wohl bekanntesten europäischen Boulevards genießen.
Arc de Triomph

Der Triumpfbogen im Place Charles de Gaulle ist für uns nur vom Kreisverkehr aus zu betrachten, da die unterirdischen Zugänge über keinen Aufzug verfügen. Doch hat man von der Straße aus einen wundervollen Blick auf das Monument.
Rue du Faubourg Saint-Honoré
Die wohl teuerste Einkaufstraße von Paris mit ihren Edelboutiquen wie BOSS, ZARA, PRADA oder GUCCI, dem Hotel Bristol und dem Élysée-Palast lädt zum Bummeln ein.
Eiffelturm
Um das bekannteste Wahrzeichen von Paris in seiner ganzen Schönheit zu genießen, lohnt der Zugang von der École Militaire durch den großen Park vor dem Turm, dem Champ de Mars, von dort lohnen sich Aufnahmen vor allem bei Dämmerung wenn bereits der Turm beleuchtet wird.
Auch hier gilt wie überall Behinderte nach vorne, allerdings ist dies eine der wenigen Stationen in Paris wo ein ermäßigter Eintritt zu begleichen ist. Pro Person 4,50 €. Allerdings geht es für Rollstuhlfahrer nur bis zur 2. Etage auf 115 m was dem überwältigtem Eindruck keinen Abbruch tut.
Rue des Rosiers

Die Rue de Rosiers liegt im jüdischen Viertel von Paris. Man findet hier koschere Metzgereien, Bäckereien, Restaurants usw.
Weltberühmt sind die Köstlichkeiten der Bäckerei Korcarz und gegenüber das israelitische Restaurant Chez H’anna mit seinem vorzüglichen Fallafel, beide sind barrierefrei. Ein paar Meter weiter findet man in der Rue des Ecouffes die
koschere Metzgerei Boucherie Norbert, die aber leider nicht barrierefrei ist.
Le Centre Pompidou
Das Centre Pompidou wurde 1977 gebaut und sehr extravagant gestaltet. Es beherbergt mehrere Ausstellungen und bietet zudem einen grandiosen Blick über die Dächer von Paris, ein Besuch lohnt allemal. Nach dem Besuch bietet sich ein Spaziergang abseits der Touristenströme über die Rue Berger vorbei am Leben der Franzosen zum
Jardin Nelson Mandela und von dort weiter über die
Rue Saint Honoré mit vielen Cafes und Geschäften, die auch Sonntags geöffnet haben, bis zum Place de la Concorde mit seinem
Obelisk von Luxor.
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